In Zeiten immer dichter aufeinanderfolgender Breaking News überschlagen sich Wahrnehmung, Reflexion und Reaktion in einem immer chaotischeren Durcheinander von kurzfristiger Aufmerksamkeit und reflexartiger Empörung – meist über Sachverhalte, deren Bedeutung kaum verstanden, geschweige denn durchdrungen wird. In den sozialen Medien werden Inhalte erbost kommentiert, kaum dass sie gelesen wurden, wobei immer häufiger festzustellen ist, dass sich Kommentatoren an den eigenen Feindbildern abarbeiten, als dass sie tatsächlich auf den Inhalt eingehen können, dem sie sich aussetzen. Das Nutzerverhalten gleicht immer mehr einer zuckenden Reizreaktion, als einer durchdachten, überlegten Argumentation.
Dieses Verhaltensmuster geht an gesellschaftlichen Akteuren nicht spurlos vorbei. Immer seltener werden Gedanken in größeren Zusammenhängen entwickelt, immer häufiger gleicht das öffentliche Verhalten einer auf Trigger anspringenden Reaktion, die ähnlich dem auslösenden Reiz ohne Substanz und Nachhaltigkeit bleibt. In diesen Zeiten fällt es schwer, den Blick über den Tag hinaus in die Ferne schweifen zu lassen.
Auch das Thema „Islam in Deutschland“ ist von diesen Phänomenen betroffen. Landtagswahlen, Bundestagswahl, Referenden, Wahlkämpfe. Alles deutet darauf hin, dass uns wieder Wochen und Monate eines politischen Reiz-Reaktions-Karussells bevorstehen. Für eine tiefergehende Betrachtung der Islam-Thematik ist 2017 so gesehen ein verlorenes Jahr.