Im letzten Blogbeitrag habe ich versucht darzulegen, dass nur die unmittelbare Begegnung, die Nähe zum Anderen, das Miterleben seiner ihm eigentümlichen – gerade auch religiösen – Details das Verständnis füreinander und den Wunsch nach friedlichem Zusammenleben festigen kann. Denn Gleichgültigkeit ist der Nährboden für Ablehnung. In der Leere, die durch Distanz entsteht, gedeiht nichts Fruchtbares. In ihr keimt vielmehr der Drang nach Ausgrenzung, nach Entmenschlichung, letztlich nach Zerstörung. Diese Distanz müssen wir überwinden. Durch noch mehr Annäherung, Neugier aufeinander, aufrichtigem Interesse an der Lebens- und Glaubenswelt des Anderen.
Wir leben in Zeiten der rapide zunehmenden Polarisierung des Denkens und Handelns. Diese Trennlinien, die wir zwischen uns ziehen, verursachen immer größere Distanz und Leere. Sie wird von immer schrilleren, immer exzessiveren Gedanken gefüllt. In ihr hallt eine immer aggressivere Sprache wider, mit der das Eigene überhöht und idealisiert und das Andere immer extremer ausgegrenzt und herabgewürdigt wird. Das gilt für alle Hassprediger im öffentlichen Leben, in den klassischen und sozialen Medien, gleich welcher Gesinnung, gleich welchen Glaubens oder Nichtglaubens. Niemand ist davor gefeit. Niemand ist ein besserer Mensch, nur weil er dieser oder jener Gruppe angehört.