Trotz über 50 Jahren gemeinsamen gesellschaftlichen Miteinanders bleibt die Kommunikation in deutsch-türkischen Beziehungen gestört. Unvollständige Kenntnis über Motivation und kommunikationspsychologische Hintergründe der Beteiligten tragen zu weiterer Verwirrung bei. Ein kleiner, sicher unvollständiger Einblick in diese Hintergründe soll als Hilfestellung für die zukünftige Kommunikation dienen.
Die türkische Kultur ist „ataerkil“. Sie ist altväterlich, patriarchalisch. Ihre Wurzeln liegen in der Tradition und in den Erfahrungen nomadisierender Völker. Die Ursprünge reichen bis in zentral- und ostasiatische Territorien zurück. Damit einhergehend standen die historischen türkischen Stammesgemeinschaften unter einem langandauernden Verdrängungsdruck benachbarter Völker des asiatischen Raumes. Die Erfahrung von Ansiedlung, Vertreibung, Flucht und Neuansiedlung ist damit eine historisch prägende Erfahrung, die ihre Wirkung über Generationen hinweg bis in die Gegenwart aufrechterhält.