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Niemand weiß, was „DIE WELT“ bewegt …

Offener Brief an die Redaktion „DIE WELT“ zum Artikel vom 09.08.2015

 

Liebe Frau Peters,

Sie haben am vergangenen Sonntag noch einmal nachgelegt und mit dem geänderten Titel Ihres Artikels „Niemand weiß, was im Islamunterricht passiert“ für einen noch bedrohlicheren, noch verschwörerischen Effekt gesorgt. Ich bin darüber sehr verwundert. Gerade auch deshalb, weil ich Ihnen meinen Gesprächswunsch und meine kritische Wahrnehmung Ihres Textes deutlich zum Ausdruck gebracht habe. Sie haben bislang kein Interesse an einem kritischen Dialog mit mir. Der Artikel enthält aber an so vielen Stellen problematische Formulierungen, dass ich sie nicht länger unkommentiert lassen kann. Problematisch insbesondere deshalb, da ganz offensichtlich eine tendenziöse und verzerrende Wahrnehmung bei den Lesern intendiert wird.

Auf einige Stellen will ich näher eingehen, in der mittlerweile sehr verhaltenen Hoffnung, dass meine Erwiderung redaktionelle Berücksichtigung findet:

Bereits der Titel ist angesichts der tatsächlichen Verhältnisse – mit Verlaub – absurd. Der Religionsunterricht wird von Beamten des Landes Hessen oder in entsprechenden Dienstverhältnissen angestellten Lehrkräften erteilt. Damit stehen diese Lehrkräfte und der gesamte Unterricht unter der Aufsicht des Landes Hessen. Wenn jemand also nicht weiß, was im Islamunterricht passiert, dann sind das die islamischen Religionsgemeinschaften, weil sie noch keine Praxis der regelmäßigen Hospitationen eingeführt haben. Mit Ihrer Überschrift wecken Sie jedoch den Eindruck, die islamischen Religionsgemeinschaften – im Fall Hessen konkret die DITIB – würden im Islamunterricht etwas Verborgenes oder Verheimlichtes umsetzen. Das ist für mich kein fairer Umgang, weder mit dem Thema, noch mit der DITIB.

Das Gutachten würde mich sehr interessieren. Haben Sie die Möglichkeit es mir zur Kenntnis zu geben? So wäre ich in der Lage, die gutachterliche Bewertung im vollen Umfang zu analysieren. Denn bereits die Ausgangssituation erscheint mir problematisch. Auftraggeber des Gutachtens ist offenbar ein Mitglied des Arbeitskreises der christlich-demokratischen Lehrer. Bislang sind muslimisch-demokratische Lehrer nicht auf die Idee gekommen, das Curriculum für den christlichen Religionsunterricht überprüfen zu lassen. Vielleicht wäre das ein erkenntnisreiches Vorhaben. Jedenfalls drängt sich mir der Verdacht auf, dass das Ergebnis des Gutachtens wesentlich von dieser Ausgangslage beeinflusst ist.