Aufmerksame Leserinnen und Leser dieses Blogs werden mitverfolgt haben, dass ich mich in den letzten Beiträgen intensiver mit innermuslimischen Wahrnehmungs- und Verortungsprozessen beschäftige. Die Entwicklung der muslimischen Verbandslandschaft besorgt mich in zunehmendem Maße. Denn was gegenwärtig in dieser Landschaft zu beobachten ist, sind ethische Zerfallsprozesse, die nachdenklich stimmen.
Auf Analysen und Kommentare über diese Prozesse folgt in der Regel das Schweigen der adressierten Kreise. Die fehlende Bereitschaft, sich an einem Diskurs über die eigene gesellschaftliche Situation zu beteiligen, ist mehr als nur Sprachlosigkeit oder kommunikatives Unvermögen. Es ist ebenso ein Zeichen für die Gleichgültigkeit und Ignoranz der hiesigen Gesellschaft und gerade auch der eigenen Moscheegemeindebasis gegenüber.
Gleichwohl gibt es hier und da einzelne Reaktionen, über die ich auch in Blogbeiträgen gesprochen habe. Diese Reaktionen sind wichtig. Offenbaren sie doch kleine Einblicke in die Gedankengänge und Ansichten über die Lebensverhältnisse, in denen sich muslimische Verbandspraxis aktuell entfaltet. Das gravierendste Problem, das in Gestalt dieser Reaktionen sichtbar wird, ist das dramatische Unvermögen, sich mit gegensätzlichen Meinungen an einem gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen. Die Akteure sind nicht in der Lage, Gegenpositionen als sachliche Erwiderungen oder kontroverse Stellungnahmen zu bewerten und sich mit diesen konträren Gedanken inhaltlich fundiert auseinanderzusetzen. Vielmehr sind Andeutungen und das Spiel über Bande die bevorzugten diskursiven Mittel.
Kein Anspruch auf Widerspruchslosigkeit
So ist meine Kritik an dem vom Ditib ZSU Abteilungsleiter Dr. Ahmet Inam erhobenen Vorwurf der staatlichen Religionsgestaltung durch die bevorstehende Deutsche Islam Konferenz – er sprach in dem von mir kommentierten Beitrag von „Konstantinierung“ des Islam – nicht ohne Erwiderung geblieben. Inam sah sich genötigt, inhaltlich noch einmal seine Position darzulegen.
Ohne meinen Namen zu erwähnen, spricht er von einem „niveaulosen Blogbeitrag“ „voller Unterstellungen und Beleidigungen meiner Person gegenüber“. Diese Haltung ist exemplarisch. Ich erwähne sie nur, um ein Problem sichtbar zu machen, das über meine persönliche Betroffenheit hinausreicht. Die Verbände sind nicht in der Lage, mit Kritik konstruktiv umzugehen. Sie verstehen Meinungsfreiheit als Anspruch auf Widerspruchslosigkeit. So funktioniert eine demokratische Debattenkultur aber nicht.
Die Verbände müssen dringend lernen, dass gesellschaftlicher Meinungsstreit etwas ist, das nicht als Herabsetzung oder Kundgabe der Nichtachtung verstanden werden darf. Widerspruch ist keine Anmaßung, sondern gehört dazu, wenn konträre Ansichten aufeinanderprallen und in den Wettstreit darüber eintreten, welche Argumente überzeugender sind. Man durfte bislang unterstellen, dass einem Akademiker wie Inam diese Grundsätze einer Disputation bekannt sind.
Bereits diese Überempfindlichkeit ist kein gutes Zeichen, zeigt sich doch, welche Muster hier nachgeahmt werden. Sie entspricht exakt jener Ansicht der türkischen Regierungspolitik, wonach alle, die nicht die gleiche Meinung der Regierung teilen, feindliche Absichten hegen und Feinde der Türkei sind. Diese Vorbedingung darf für einen Meinungsstreit in Deutschland keine Geltung haben. Daran müssen sich alle Beteiligten dieser Debatte gewöhnen.
Kommen wir zu den inhaltlichen Argumenten Inams. Insoweit ist sein zweiter Aufschlag, sein argumentativer Nachtrag, besonders wichtig. Was man nach seiner ersten Wortmeldung vielleicht noch als Missverständnis hätte werten können, wird nun nach seinen wiederholten Ausführungen unzweifelhaft deutlich. Hier tritt – im Grunde völlig unabhängig von dem eigentlichen Gegenstand der Debatte, nämlich der Deutschen Islam Konferenz – vielmehr eine Geisteshaltung zum Vorschein, die uns erkennen lässt, wo die tatsächlichen Probleme ihre Wurzeln haben.
Die Vorstellung von identitärer Reinheit
Besonders in seinem zweiten Beitrag macht Inam deutlich, dass für ihn die Eigenschaften „deutsch“ und „türkisch“ inkompatible, nicht nur wesensfremde, sondern ausdrücklich gegensätzliche Attribute sind. Weshalb überdies die Eigenschaft „deutsch“ nicht mit der Eigenschaft „muslimisch“ vereinbar sei, macht Inam zum zweiten Mal und nun auch ganz ausdrücklich an zwei Aspekten fest, mit denen er die für ihn evidente Unvereinbarkeit zu beweisen sucht.
„Deutsch“, das ist für Inam „Unzucht und Alkoholkonsum“. Inam macht deutlich, wie auf Ebene der Verbandsführungen gedacht wird, welches Weltbild und welches Verhältnis zu Deutschland vermittelt wird. Prägend für diese Selbst- und Fremdanschauung ist ein kollektivistisches Identitätsverständnis. Inam und mit ihm seine Verbandsfunktionäre gehen von sittlichen Eigenschaften aus, die ihnen als Gruppe inhärent sind.
Muslime sind für sie keine Individuen, sondern Fragmente eines Kollektivs und dieses Kollektiv hat für sie unveränderliche, wesenseigene Züge, die quasi angeboren sind. Diese kollektivistische Sicht auf die eigene Gruppe wirkt nach innen gemeinschaftsstiftend. Allerdings nach außen kommt ihr die Funktion der Abgrenzung und der Herabsetzung der Fremdgruppe zu. Inams Blick auf Deutschland ist damit die Kehrseite seiner Binnenperspektive – nur unter umgekehrten sittlich-ethischen Zuschreibungen.
Schaut Inam auf Deutschland, kann er keine Individuen erkennen. Er sieht keine Deutschen, er sieht nur „den Deutschen“. Und diesem schreibt er Gruppeneigenschaften zu. Deutsche sind solche, die der hemmungslosen Sauferei und Hurerei verfallen sind. Und damit eignet sich der Deutsche wesensbedingt nicht zum Muslim, dem diese Verhaltensweisen verboten sind.
Nun hält auch Inam – „mag sein“ – es nicht für absolut ausgeschlossen, dass es Muslime gibt, die außerehelichen Sex haben und Alkohol trinken. Aber er ist sich sicher, dass sie dies nur mit schlechtem Gewissen tun, denn „die islamische Lehre von der Sünde wird für sie stets präsent sein und auf das Gewissen einwirken“. Inam weiß also, was in dem Gewissen eines jeden einzelnen Muslim vorgeht, teilt er doch die identischen Gruppenmerkmale mit ihnen und kann daraus Rückschlüsse ziehen, wie es um ihre persönliche Innenanschauung bestellt ist.
Der wahre Grund der Islamfeindlichkeit
Dieses Kunststück gelingt Inam aber nicht nur in der eignen Identitätsgruppe. Seine Erkenntnisfähigkeit erstreckt sich auch auf die Binnensicht „des Deutschen“, so gut hat er ihn in den letzten Jahren studiert. Demnach verursacht allein die Präsenz von Muslimen in dieser Gesellschaft ein „Unbehagen und Abneigung“, weil Muslime mit ihrer Abstinenz und ihrer strikten Verweigerung von Promiskuität den Deutschen ein schlechtes Gewissen machen „und somit den Spaß verderben“.
Inam hat hiermit den wahren Grund der Islamfeindlichkeit in Deutschland entdeckt und teilt diese Erkenntnis mit uns allen auf einer der IGMG zuzuordnenden Webseite namens „islamiq“, die ihm nach dem ersten Beitrag nun auch ein Forum für diesen Nachtrag bereitstellt: Der Islam „stört“ den Deutschen dabei, in Ruhe zu saufen und fremdzugehen.
Im Kontext beider Beiträge Inams schält sich damit heraus, warum er die Deutsche Islam Konferenz und die Entwicklungen um einen „deutschen Islam“ ablehnt: Sie ist für ihn der staatliche Versuch, Muslime dazu zu überreden, das Alkoholverbot und das Verbot unehelichen Geschlechtsverkehrs aufzuheben, um damit allen Deutschen endlich zu ermöglichen, diesen Dingen nachzugehen, ohne durch die bloße Präsenz von Muslimen dabei gestört zu werden. Das ist also das intellektuelle Niveau, auf dem man anderen „niveaulose Blogbeiträge“ unterstellt.
Für Inam sind diese beiden Themen – Sex und Alkohol – „nur zwei Beispiele für weitere Themen, die für die einen lediglich Lappalien sind, für Muslime aber eine existenzielle Bedeutung besitzen.“ Unmittelbar danach stellt er die Frage: „Gilt das für alle Muslime?“ und gibt sogleich die Antwort darauf: „Anscheinend nicht!“ Denn er entlarvt „winzige Gruppierungen“, die „massenhaft politische und mediale Unterstützung bekommen“ und „meinen an diesen Fundamenten rütteln zu müssen“. Diese „Deformierung der Religion“ ist für Inam das einzige Ziel der Deutschen Islam Konferenz und genau das verbirgt sich seiner Ansicht nach hinter der Formulierung „deutscher Islam“.
Endlich freie Sicht
Der Wert von Inams Beiträgen ist nicht hoch genug einzuschätzen. Seine Wortmeldungen liefern einen präzisen und dabei erschütternden Einblick in die Motivlage der Verbände und ermöglichen uns auch eine korrekte Einordnung der ersten Reflexe zum Beispiel aus dem IGMG-Lager auf die Deutsche Islam Konferenz, die ebenfalls Bier und Schweinshaxe zum Fundament hatten.
Inams Geisteshaltung dokumentiert ein gravierendes Problem unserer Zeit. Eine Haltung greift um sich, Menschen auf singuläre Sozialbeziehungen und Identitätsfaktoren zu reduzieren. Obwohl wir in unserer Lebenswirklichkeit viele Identitäten vereinen – durch unseren Glauben, durch unsere familiären Beziehungen, durch unseren Beruf, durch unsere Freizeitbeschäftigung, durch unsere ganz persönlichen Neigungen – sehen wir uns einer immer wirkmächtigeren Tendenz ausgesetzt, Menschen auf eine einzige Identitätszugehörigkeit zu reduzieren und aus dieser heraus jede Facette des Betroffenen zu bewerten.
Im Fall der Verbände und Inams ist diese Identitätskategorie die des Muslim. Noch genauer beschrieben, die des „türkischen Muslim“. In dieser Kombination und mit dieser identitären Ausschließlichkeit ordnen Inam und die Verbände jede Beziehungsebene ihres Denkens. Die Identitätskategorien werden dabei als hermetische Identitätssphären verstanden, die nur dann einen Geltungsanspruch erheben dürfen, wenn sie dem postulierten Reinheitsgebot genügen.
Kontaminationen des Türkischen
Das heißt, in dieser Gedankenwelt kann nur ein rein türkischer Mensch auch ein wahrer Muslim sein. Jede Kontamination des „Türkischen“ mit Fragmenten des „Deutschen“ greift gleichzeitig die Identität als Muslim an. Die Selbstbeschreibung anderer Menschen als „deutsche Muslime“ bei deren gleichzeitiger türkischer Herkunft verursacht bei Inam und den Verbänden eine kognitive Dissonanz, einen Riss in der konstruierten Reinheit der Identitätskombination „türkisch-muslimisch“.
Mit der Verunsicherung, die diese Dissonanz mit sich bringt, können die vehementen und aggressiven Abwehrreflexe der Verbände erklärt werden. Sie zeugen aber auch hiervon: Eine konstruktive Selbstverortung im deutschen Gesellschaftsgefüge ist von den Verbandsspitzen nicht zu erwarten. Sie haben bereits ein sittlich-moralisches Werturteil über diese Gesellschaft gefällt, das sie davon abhält, über den Status des Staatsbürgers hinaus in die Rolle des – wie Habermas es nennt – Gesellschaftsbürgers hineinzuwachsen.
Sie haben keinen Impuls, sich mit ihrer Religion zum Wohle dieser Gesellschaft einzubringen. Sie fühlen sich allenfalls von der Gesellschaft, die sie mit einem sittlichen Unwerturteil versehen, abgestoßen.
Ihre Existenz in Deutschland empfinden solche Köpfe wie Inam als Irrtum des Schicksals, als eine göttliche Prüfung, die deshalb so schwer fällt, weil sie selbst meinen, konsequent auf dem richtigen Pfad zu wandeln und die Gesellschaft sie nur dazu verführen will, von diesem Weg in die Irre – Richtung Sex und Alkohol – zu gehen.
Inams Geisteshaltung ist der Rückfall in die Mentalität des Provisorischen. Die Existenz in Deutschland wird ihrer Natur nach als vorübergehend empfunden. In der (imaginierten) Zukunft lockt die Erlösung, dereinst dieser Gesellschaft entfliehen zu können. Bei den Verbandsfunktionären ist das die Planung eines Lebensabends, der in der Türkei verbracht wird. In der Generation Inams ist es der latente Wunsch, in die Türkei auszuwandern.
Eine ansteckende Ideologie
Man könnte diese Situation als persönliche Herausforderung und emotionales Dilemma von Einzelpersonen abtun, würde sich diese Mentalität nicht auf die junge Generation der Muslime ausdehnen. Dieses Verständnis von singulären, reinen Identitätskategorien wird der jungen muslimischen Generation in den Verbänden als Idealvorstellung präsentiert und als Lebensentwurf aufgedrängt. Sie werden damit darauf konditioniert, sich dieser Gesellschaft zu entfremden. Die Verbände sind unfähig, eine Identitätserzählung zu formulieren, die konstruktiv und verstärkend die vorhandenen sozialen Vernetzungen der jungen Muslime in und mit Deutschland – also ihrem faktischen Lebensmittelpunkt – aufgreift und ihnen die Möglichkeit aufzeigt, mehrere Identitätskategorien miteinander zu kombinieren. Dieser Herausforderung sind die Verbände emotional nicht gewachsen.
Ihren Funktionären fehlen die Mittel und Fähigkeiten, die türkische Identität zu bewahren und gleichzeitig mit einer deutschen Identität zu verbinden. Die Inamschen Vorstellungen über das „Deutsche“ und seine vermeintlichen Eigenschaften nötigen sie dazu, jede Facette deutscher Identitätsbildung zu bekämpfen und zu negieren, weil sie befürchten, dass dies zu einer Schwächung der muslimischen und letztlich damit auch der türkischen Identität führen wird.
Diese Komplexität löst sich nicht mit nachfolgenden Generationen auf. Der Geist Inams wird auch an die jungen Muslime weitergegeben. Ein frappierendes Beispiel dafür liefert jüngst Güven Güneş in einem ausführlichen Facebook-Kommentar. Güneş äußert sich darin zu den maliziösen Denunziationen in der Yeni Şafak, die gegen deutsche Muslime gerichtet waren.
Auch er nennt keine Namen, aber die in der Yeni Şafak benannten Organisationen und die darin aktiven Muslime kennt auch Güneş und er weiß, gegen wen er sich in seinem Kommentar zu Wort meldet. Güneş ist ein junger Arbeıtskollege Inams. Auch Güneş arbeitet für die Ditib, dort als Marketing Communications Manager bei der Ditib ZSU GmbH. Und seine Kommunikation spricht für sich: Mit der Deutschen Islam Konferenz beabsichtige man, unsere Religion in eine bestimmte Richtung zu lenken und unsere Gedanken nach ihren Wünschen unter Kontrolle zu bringen. Die Vereinsaktiven – Güneş meint jene Vereine, die in der Yeni Şafak als Staatsfeinde der Türkei denunziert wurden – würden so dargestellt, als ob es sich um führende Persönlichkeiten der islamischen Gemeinschaft handele und diese würden als Werkzeuge benutzt. Den großen Verbänden hingegen gewähre man bei den wichtigsten Fragen keinerlei Mitspracherecht.
Verschwörungstheorien als Welterklärung
Er gratuliert der Yeni Şafak Autorin für ihren Beitrag und dass sie darin das Wahre und Richtige kurz und bündig beschrieben habe. Banden, die tiefe Pläne schmiedeten, würden mit Leuten, die aus unseren Reihen eingesammelt und bekehrt werden, solche Vereine gründen und lenken. Und Güneş empfindet es als vielsagend, dass unter diesen Vereinsaktiven viele Menschen seien, die zuvor ihr Glück bei den großen Organisationen versucht hätten, dort aber nur darum bemüht gewesen seien, unsere religiösen und nationalen Werte auszuhöhlen. Die staatlichen Gelder würden von diesen Vereinsaktiven angenommen und im Gegenzug würden sie dann das tun, was man von ihnen verlange und das sei das große Problem. Der Grund, warum aus unseren Reihen willenlose Personen ausgesucht und gegen uns eingesetzt werden, liege daran, dass wir uns von unserem Wesenskern entfernen. Hier müsse man selbstkritisch sein.
Güneş ist vermutlich der ganze Stolz seines Ditib Kollegen Inam. Zeigt er doch jenes Bewusstsein, das in der Jugendarbeit der Verbände gegenwärtig immer mehr an Einfluss gewinnt. Ein „Wesenskern“, in dem kein Platz ist für kritische Fragen. Der alle Mitglieder der Gemeinschaft um einen „nationalen Wert“, die ausschließlich türkische Identität, versammelt. Jeder, der diese Identität mit weiteren Bezugsgrößen zu ergänzen bestrebt ist, einfach weil das seiner Lebenswirklichkeit entspricht, wird als Widersacher, als Feind markiert.
In dieser Gedankenwelt kann man die türkische Identität nicht kombinieren, nicht ergänzen. Es ist ein altbekanntes, katastrophales Verständnis von identitärer Reinheit, das jeden zum defizitären Türken macht, der neben dieser Selbstanschauung auch noch andere Gruppenzugehörigkeiten für sich beansprucht. Hier ist eine Politik der Gleichschaltung und des unbedingten, kritiklosen Gehorsams am Werke, die Einfluss auf die jungen Muslime in Deutschland nimmt.
Mit Inam und Güneş haben sich zwei Personen aus den Binnenstrukturen der Ditib öffentlich zu Wort gemeldet und damit sichtbar gemacht, welche ideologischen Ansichten über Deutschland und über Muslime in Deutschland in den Verbänden zirkulieren. Es wird Zeit, dass sich die Verbände auch ausdrücklich selbst mit ihren offiziellen Vertretern in dieser Frage öffentlich positionieren.
Sind sie Staatsbürger, die sich mit den normativen Eckpfeilern in dieser Gesellschaft mehr schlecht als recht arrangieren und in ihren inneren Strukturen ein Weltbild propagieren, das eine substanzielle Unvereinbarkeit muslimischer Existenz mit der deutschen Gesellschaft beschreibt?
Oder haben sie vor, in ihrer Jugendarbeit auch das Bild vom muslimischen Gesellschaftsbürger zu transportieren, dem etwas an der gemeinsamen Zukunft von Muslimen und Nichtmuslimen in diesem Land liegt?
Die öffentliche Antwort auf diese Fragen wird entscheiden, zu welchen Themen die deutsche Öffentlichkeit überhaupt noch an der Meinung der muslimischen Verbände interessiert ist.