Am 09.07.2016 hat taz.de einen Beitrag Ahmad Mansours veröffentlicht. Die Überschrift lautet „Wir sind nicht eure Kuscheltiere“. Die Prämisse dieses Textes wird in den einleitenden Worten deutlich. Das linksliberale Spektrum tue sich schwer mit kritischen Muslimen. Es erkläre sich zum Beschützer konservativer Muslime und mache sie so zu Opfern.
Dieser Essay Mansours ist exemplarisch für eine Medien- und Diskursstrategie, die nicht improvisiert oder spontan entsteht, sondern internationale Vordenker hat. Es ist deshalb umso bemerkenswerter, dass ausgerechnet Mansour sich in seinem Beitrag quasi darüber beschwert, zu wenig Unterstützung zu erhalten. Die Frontlinien, die er nachzeichnet und die Talking Points, die er setzt, sind beispielhaft für das Wirken einer Gruppierung von vermeintlich authentischen innermuslimischen Stimmen, die doch vorgeblich nichts anderes wollen, als eine dringend notwendige Reform des Islam anzustoßen. Eine vermeintlich aus bitterer Erfahrung und schockierender Binnenperspektive gespeiste kritische Emanzipation muslimischer Stimmen soll das sein, die sich nicht gegen die angeblich mächtigen „konservativen“ Verbände durchsetzen können.
Wie infam diese Rhetorik ist, soll in diesem Beitrag inhaltlich und systematisch dargelegt werden. Zu den internationalen Verflechtungen und Querverbindungen der Mansourschen Diskurstechnik kommen wir am Ende des Textes, zunächst eine Kommentierung der inhaltlichen Nebelbomben, die da auf taz.de gezündet werden:
Bereits der Untertitel irritiert. Das „linksliberale Spektrum“ wird als „Beschützer“ der „konservativen Muslime“ markiert. Bislang dachte man, Mansour und sein Muslimisches Forum Deutschland (MFD) seien hier die Liberalen. Wird hier also eine Spaltung der humanistischen Front, ein innerliberaler Dolchstoß beklagt? Oder erliegt Mansour einer freudschen Fehlleistung, weil er unterbewusst gegen ein politisches Spektrum lamentiert, das seinen neokonservativen Vordenkern in Übersee (dazu gleich mehr) traditionell als politischer Gegner gilt?
Gleichzeitig wird im Subtext die Botschaft transportiert, „konservative Muslime“ dürften in keinem Belang überhaupt politisch unterstützt werden. Entweder weil sie die „Täter“ einer Radikalisierung sind, für die es im Geiste Mansours natürlich nur die Ursache traditioneller Glaubensvorstellungen gibt oder weil sie durch Unterstützung angeblich zu „Opfern“ gemacht werden. Hier erfüllt das „Opfer“-Stigma gleich zwei Funktionen: Jede Kritik muslimischer Vertreter wird als „Opferrhetorik“ delegitimiert und gleichzeitig als Entmündigung durch politische Unterstützung disqualifiziert. Es darf deshalb nicht verwundern, dass seit der Gründung des MFD praktisch keine einzige öffentliche Stellungnahme ihrer Vertreter zu den Diskriminierungserfahrungen und antimuslimischen Gefährdungen zu vernehmen war, von denen praktizierende Muslime massiv betroffen sind.
Die Mansourschen Denkfallen und Assoziationsketten funktionieren auch wunderbar im weiteren Verlauf seines Textes. Er berichtet von Briefen, die von gewalttätigen Eltern handeln. Er suggeriert, es gäbe so etwas wie einen Muslimrabatt auf Kindeswohlgefährdungen. Denn für die Mansoursche Wahrnehmung sind gewalttätige Eltern mit „Migrationshintergrund“ immer Muslime. Ob es sich in solchen Fällen vielleicht um nichtmuslimische Eltern handelt, stellt sich ihm gar nicht. In seiner Vorstellungswelt, bzw. in jener, die er seiner Kundschaft darbietet, muss Gewalt stets einen islamischen Ursprung haben.
Er beklagt einen Liebesentzug, weil er sich „kritisch über bestimmte Religionsinhalte“ geäußert habe. Seit dem würden „manche Leute“ ihn nicht mehr mögen. Und – auch hier wieder die vermeintliche Exklusivität muslimischer Gewaltpotentiale („nicht vergleichbar mit den Gegnern aus den „eigenen Reihen““) – er erhalte sogar Hasspost.
Dazu eine Erwiderung aus dem Fundus meiner bisherigen Lebenserfahrung: Lieber Ahmad Mansour, diese Klage klingt narzisstisch. Sie können nicht von allen Menschen geliebt werden. Machen Sie sich aber bitte keine Sorgen, dass Kritik „über bestimmte Religionsinhalte“, gerade solche zum Islam, Ihnen in Deutschland negative Beliebtheitswerte einbringt. Das Gegenteil ist der Fall. Eine ganze Zunft von „Islamkritikern“ lebt seit Jahren recht gut von der Tatsache, dass Ihre Sorge komplett unbegründet ist. Die gleiche Erfahrung sollten Sie in Ihrer beruflichen Tätigkeit doch auch schon gemacht haben, oder?
Was Ihre Hasspost angeht: Das ist natürlich unappetitlich. Sie haben in diesem Punkt meine uneingeschränkte Solidarität. Ich muss aber auch sagen: „Willkommen im Club!“ – und trösten Sie sich. Ich bekomme sogar Hasspost „aus allen Reihen“. Türken, Deutsche, Muslime, Nichtmuslime, alles tobt sich in meinem Posteingang aus. Das gehört zum Geschäft. Nur eine Verständnisfrage gestatten Sie mir: Wenn Sie wieder die „nicht vergleichbare“ Qualität muslimischer Hasspost konstruieren, warum setzen Sie die „eigenen Reihen“ dann in Anführungszeichen? Sehen Sie sich nicht mit Muslimen in „einer Reihe“? Eine Antwort darauf wird vielleicht im Verlauf dieses Textes erkennbar.
Sie kritisieren Verbände, wie die DITIB, „die behaupten, im Namen meiner Religion zu sprechen und für alle Muslime in Deutschland, was schon allein statistisch nicht stimmt.“ Nun diese Behauptung ist ziemlich gewagt für einen MFD-Sprecher, der den Anspruch seiner Organisation damit beschreibt, die schweigende Mehrheit der Muslime in Deutschland zu vertreten. Das ist doppelt günstig. Einerseits können die vielen schweigenden Muslime Ihnen bei dieser paternalistischen Anmaßung nicht widersprechen, denn sie schweigen ja. Und andererseits können Sie das laute Schweigen des MFD zu antimuslimischer Gewalt damit erklären, dass Sie sich die von Ihnen vertretene Mehrheit zum Vorbild nehmen. Chapeau!
Mansour stellt die kühne These auf, „ein Netzwerk von deutschen Links-liberalen und Grünen“ beschütze „eine Mehrheit der Muslime in Deutschland vor der Minderheit ihrer muslimischen Kritiker“. Entrüstet fragt er sich, ob „wir eure Kuscheltiere geworden“ sind?
Mit Netzwerken kennt sich Mansour aus, dazu später mehr. Aber anzunehmen, dass ausgerechnet Grüne Muslime in Schutz nehmen würden, dass überhaupt die Mehrheit der Muslime vor ihren muslimischen Kritikern in Schutz genommen würde, offenbart eine völlige Dissonanz mit den gesellschaftlichen Realitäten der letzten 15 Jahre. Offenbar hat der MFD-Sprecher Mansour die Debatten zum religionspolitischen Thesenpapier von Özdemir/Beck nicht mitverfolgt, was verwundert, weil sein MFD-Kollege, Mouhanad Khorchide, sich – wie man so hört – doch persönlich mit den Grünen in dieser Frage austauscht.
Und nach 15 Jahren abwegigster Islam-Debatte – mit den absonderlichsten Thesen bis hin zur behaupteten psychopathologischen Verblendung und religionsbedingten Kriminalisierung von Muslimen – mit Anspruch auf Ernsthaftigkeit noch von einer „beschützten Mehrheit“ und von kuscheligen Diskussionsbedingungen zu sprechen, kann eigentlich nur zwei Gründe haben. Entweder will Mansour durch diese euphemistische Verzerrung der Realität den Diskurs noch weiter in eine irrationale Panikmache eskalieren. Oder er hat als Import-Experte ohne Sozialisation in Deutschland auch nicht im Geringsten die Natur der diskursiven Entwicklung zum Thema muslimische Präsenz seit der sogenannten Gastarbeitermigration begriffen.
Er gesteht ja selbst ein, erst seit 2004 in Deutschland zu leben. Er hat keinen Bezug zu den Selbstorganisationen der Muslime in Deutschland und ihrer Entwicklung seit den 60er Jahren. Er ist unfähig dazu, aus einer unmittelbaren Selbsterfahrung heraus die innermuslimische Entwicklung vor 2004 in ein Verhältnis oder in einen Zusammenhang zu der Entwicklung nach 2004 zu setzen. Gleichwohl reklamiert er, Stimme einer schweigenden Mehrheit zu sein und glaubt ernsthaft, in diesen Fragen eine fundierte Kritik an den etablierten islamischen Religionsgemeinschaften äußern zu können. Alle Achtung!
Mansour spricht von Religion als Herrschaftsinstrument und einer Entmündigung von Muslimen im Namen der Religion. Er zitiert europäische Religionsgeschichte und setzt implizit die islamischen Religionsgemeinschaften in eine denklogische Reihe mit der katholischen Kirche und ihrer historischen Entwicklung in Europa, wenn er von analogen Mustern und Reformereignissen spricht. Deutlicher kann man wohl seine Unkenntnis über die strukturellen Unterschiede und die gesellschaftliche wie rechtliche Bedeutung islamischer Religionsgemeinschaften im Vergleich zu kirchlichen Institutionen in Europa nicht offenlegen.
Weder im Verhältnis zu ihren Mitgliedern, noch im Verhältnis zu Staat und Gesellschaft, haben islamische Religionsgemeinschaften nicht einmal ansatzweise eine rechtliche wie inhaltliche Verfügungs- oder Gestaltungsmacht, wie sie den großen Kirchen zukommt. Entweder weiß das Mansour nicht, was seine Kenntnisse als Muslim und seinen Expertenstatus in Frage stellt oder er zieht hier bewusst einen vollkommen abwegigen Vergleich, was dann wiederum seine diskursive Redlichkeit in fragwürdigem Licht erscheinen lässt.
Mansour baut weiter an seinen Strohmännern, die er dann pseudokritisch abfackelt. Den „kritischen Muslimen“ – Achtung! Neue Kategorie! Nach liberal, modern und humanistisch, jetzt also kritisch – werde „die Debatte in Deutschland von zwei Seiten verweigert: von den offiziellen muslimischen Verbänden und von den meisten linken, grünen Milieus.“
Auch hier wieder sprachliche, wie inhaltliche Aberrationen des kritischen Mansour. Gibt es auch „inoffizielle muslimische Verbände“, von denen wir nichts wissen? Der Experte möge uns bitte aufklären.
Und erneut die Klage über eine vermeintliche Debattenverweigerung. Ernsthaft? Dass Mansour bis 2004 nicht in Deutschland war, möge man ihm nachsehen. Aber wo war er in den letzten 12 Jahren? Die heute volljährigen Musliminnen und Muslime sind praktisch ihr ganzes Leben mit einer Debatte aufgewachsen, in der ihnen nahezu täglich erklärt wird, wie rückständig, unzivilisiert, gewalttätig, unterdrückend, uneuropäisch, defizitär, illegitim, kriminell, pathologisch, schlichtweg untauglich und überflüssig ihre Religion eigentlich sei. Und da beklagt Mansour tatsächlich noch, ihm werde eine Debatte verweigert? Mehr Realitätsverlust geht wohl kaum.
Mansour nennt auch Beispiele, wo ihm angeblich die Debatte verweigert wird, darunter „das Ausgrenzen von Frauen als Menschen zweiten Ranges“. Offensichtlich kennt er weder die Binnenstruktur der islamischen Religionsgemeinschaften, wie zum Beispiel der DITIB, noch die Diskussionen und das Ringen muslimischer Frauen um gesellschaftliche und berufliche Partizipation und die rechtlichen wie gerichtlichen Entwicklungen der letzten Jahre zu diesem Thema.
Ein weiteres Beispiel der vermeintlichen Diskussionsverweigerung und für Mansour ein „brennendes Problem“: „Ein Buchstabenglaube, der den Koran nicht in seinem historischen und lokalen Kontext versteht, sondern als von Allah diktierten Text begreift.“ Angesichts der Tatsache, dass mindestens zwei Hochschullehrer islamischer Lehrstühle im MFD unterwegs sind, ist das ein interessantes „Problem“. Für Muslime ist der Koran und damit die Offenbarung Allahs in seiner Wirkung überörtlich und überzeitlich. Gewiss gibt es Aspekte, die in der islamischen Gelehrsamkeit in einem historischen Kontext verstanden und diskutiert wurden und werden. Gleichwohl bleibt es beim Anspruch einer Offenbarungsschrift, die göttlichen Ursprungs ist und deren immanente Wertungen für alle Zeiten offenbart wurden. Den göttlichen Ursprung des Koran in Frage zu stellen, ist keine Haltung eines „kritischen Muslim“ oder ein Problem, das diskutiert werden müsste. Es ist eine grundsätzliche Glaubensfrage, mit der die Selbstbezeichnung „Muslim“ steht und fällt. Ohne Zwang muss jeder für sich entscheiden, ob er diese Glaubensfrage bejahen kann oder eben nicht.
Interessant wäre es zu erfahren, ob die Herren Khorchide und Toprakyaran, beides muslimische Hochschullehrer, die sich dazu verpflichtet haben, in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der islamischen Religionsgemeinschaften zu lehren und beide gleichzeitig Mitglieder des MFD, diese Position ihres MFD-Sprechers teilen? Ein guter Muslim, als einer, der keiner mehr ist? Das wäre in der Tat eine spannende Diskussion und ein „brennendes Problem“.
Zum Ende seines Textes offenbart Mansour dann schlussendlich eine vollends gespaltene kritische Persönlichkeit. Er hadert mit der Unterstützung, die er für seine Thesen von AfD und Pegida erhält. Gleichzeitig bedient er die gleichen rassistischen Narrative, indem er ein „traditionelles Islamverständnis“ als Ursache für sexuelle Gewalt und die Ereignisse in der Silvesternacht in Köln markiert. Es ist das gleiche Zerrbild des gläubigen und gerade deswegen vergewaltigenden Muslimmonsters, das uns in den Kommentarspalten der rassistischen Hetzer begegnet. Der Muslim als glaubensbedingt triebhaftes, steuerungsunfähiges, religiöse Dogmen unreflektiert vollziehendes Es, das von den Fesseln der Religion befreit ins Licht geführt werden muss, das aber primitiv und undankbar sich immerzu nach der Knechtschaft seiner Religion sehnt.
Mansour schließt mit dem Appell für eine „offene, tabufreie Debatte“. Er ruft dazu auf, dem MFD zuzuhören und mit ihnen zu diskutieren. Sie seien „kritische Muslime“. Dieses „Wir“, das Mansour beschwört, bestehe aus Vielen. „Mehr als Ihr denkt.“, fügt er hinzu. Dieses „Wir“ näher zu beleuchten, lohnt sich. Es offenbart nämlich, dass es hier um mehr geht, als um einen „kritischen“ gesellschaftlichen Dialog mit Muslimen. Der Essay Mansours ist ein Paradebeispiel für die Instrumente und Methoden einer mehr als nur „islamkritischen“ Debatte. Die organisatorische und personelle Verflechtung legt ein Muster frei, dass es wahrzunehmen gilt, bevor man sich weiteren inhaltlichen Diskussionen widmet. Denn tatsächlich ist da mehr, als man denkt.
Im Vorstellungstext zum Autor des Essays heißt es auf taz.de über Mansour: „Er ist Programmdirektor der European Foundation for Democracy und Sprecher des Muslimischen Forums Deutschland.“
An dieser Stelle müssen wir einen kurzen Exkurs einschieben: Vor kurzem hat die amerikanische Bürgerrechtsorganisation „Council on American-Islamic Relations“ (CAIR) zusammen mit der University of California, Berkeley Center for Race and Gender einen Bericht zum Thema Islamophobie und Hass auf Muslime veröffentlicht (Confronting Fear – Islamophobia and its Impact in the United States). Darin wird beschrieben, wie ein Netzwerk aus Organisationen und Gruppen systematisch antimuslimische Ressentiments schürt und die Angst vor dem Islam als politisches Instrument einsetzt. Die Studie unterscheidet zwischen zwei Kategorien innerhalb des islamfeindlichen Netzwerks, dem Inner Core und dem Outer Core.
Zum Inner Core, also zum inneren Kreis dieses Netzwerks, gehören 33 namentlich aufgelistete Gruppen, deren vorrangiges Ziel es ist, Vorurteile oder Hass gegen Muslime und den Islam zu verbreiten und deren Arbeit regelmäßig islamophobe Muster aufzeigt.
Zum Outer Core, also zum äußeren Kreis zählen 41 Gruppierungen, deren vorrangiges Ziel es nicht zu sein scheint, antimuslimische Vorurteile zu schüren, aber deren Arbeit regelmäßig islamophobe Muster aufzeigt oder unterstützt. Dieser Bericht wird gleich eine auch für Deutschland wichtige Bedeutung erlangen.
Kommen wir zunächst zurück zu Mansour und seiner Funktion als Programmdirektor der European Foundation for Democracy (EFD), eine politische Lobbyorganisation und Think-Tank mit Sitz in Brüssel. Die EFD kann als europäisches Spiegelbild der amerikanischen Foundation for Defense of Democracies (FDD) beschrieben werden, die der neokonservativen Strömung zugerechnet wird. Nicht nur die Ähnlichkeit in der Namensgebung ist auffällig. Über die EFD heißt es, sie importiere die Methoden und Inhalte der FDD nach Brüssel, um die öffentliche Meinung und politische Willensbildung in Europa zu beeinflussen.
Auch in ihrer Selbstbeschreibung weisen beiden Organisationen Ähnlichkeiten auf, die auf eine inhaltliche und organisatorische Kongruenz hindeuten. So heißt es in der Selbstbeschreibung der EFD: „We focus our efforts where opinions are formed and decisions are made. We transform ideas into action and policy.“
Die FDD über sich: „A policy institute with a solid track record of transforming research into ideas, and ideas into actions that bring significant results (…)”
Die EFD weiter: “We work with grassroots activists, media, policy experts and government officials in and outside Europe to advance our mission.”
Die FDD über ihre Arbeit: “ FDD works in the policy community, in the media, in the corridors of political power in Washington and other world capitals, and in courtrooms and classrooms.”
EFD und FDD arbeiten auch konkret zusammen. Gemeinsam sind sie Mitglieder der Coalition Against Terrorist Media (CATM), einer von der FDD gegründeten „Koalition“. Zu den Mitgliedern der CATM gehört auch das American Islamic Forum for Democracy. Eine Organisation, die im obigen Berkeley-Bericht zum Inner Core der antimuslimischen Organisationen gezählt wird.
Darüber hinaus wird deutlich, welche Vernetzung antimuslimischer Organisationen über Querverbindungen zur FDD und damit der EFD wirksam wird. Die Nähe zu antimuslimischen Gruppierungen ist also im Falle der Zusammenarbeit im CATM kein Zufall. In Unterlagen der amerikanischen Steuerbehörden sind Spendenangaben diverser Organisationen zu finden, die sowohl zu den Förderern der antimuslimischen Organisationen zählen, die im Berkeley-Bericht aufgelistet sind, als auch zu den Förderern der FDD – und damit zumindest ideell und inhaltlich auch der EFD.
In der Vergangenheit erhielt die FDD Spenden in nicht unerheblicher Höhe u.a. von folgenden Organisationen:
-Klarman Family Foundation
-The Sarah Scaife Foundation
-Newton and Rochelle Becker Family Foundation
-Russel Berrie Foundation
Diese Organisationen gehören zu den antimuslimischen Gruppierungen, die im Berkeley-Bericht zum Outer Core der islamophoben Organisationen gezählt werden. Sie gehören wiederum auch zu den Förderern jener Gruppierungen, die im Berkeley-Bericht als Inner Core der antimuslimischen Gruppierungen aufgelistet werden, nämlich:
-Middle East Media Research Institute (MEMRI)
-Middle East Forum
-Clarion Project (vormals Clarion Fund)
-Center for Security Policy
-David Horowitz Freedom Center
-American Islamic Forum for Democracy
Die FDD, also die amerikanische “Schwester” der EFD, in welcher der MFD-Sprecher Mansour als Programmdirektor tätig ist, wurde mithin in nicht unerheblichem Umfang von islamophoben Gruppierungen gefördert, die gleichzeitig offen antimuslimisch agierende Gruppierungen unterstützen.
Die Verflechtung der FDD und damit auch mittelbar der EFD mit antimuslimischen Gruppierungen setzt sich auch auf personeller Ebene fort. Der Präsident des Center for Security Policy, Frank Gaffney, war Mitglied im Board of Advisors der FDD.
Walid Phares, Senior Fellow der FDD, war Visiting Fellow der EFD. Wie umtriebig dieses antimuslimische Netzwerk agiert, wird an der Person Walid Phares besonders deutlich. Er war führend oder beratend tätig in den Organisationen: ACT! For America, Clarion Fund und Middle East Forum. Allesamt Gruppierungen des Inner Core der antimuslimischen Organisationen im Berkeley-Bericht. Ebenso war bzw. ist er als Kolumnist oder Experte in den Medien tätig, darunter im Front Page Magazine, im National Review und bei Fox News. Alles Medien, die im Berkeley-Bericht zum Outer Core der antimuslimischen Gruppierungen gezählt werden.
Zusammenfassend ergibt sich ein bemerkenswertes Bild: Der Sprecher des MFD in Deutschland bekleidet eine Funktion innerhalb der EFD, die in der Nähe und im weiteren Zusammenhang mit islamophoben Organisationen und offen antimuslimisch agierenden Gruppierungen tätig ist.
Es stellt sich die Frage, ob die Mitglieder des MFD – allen voran die Hochschullehrer der Zentren für islamische Theologie – sich dieser Nähe und dieser Verbindungen bewusst sind? Falls nicht, stellt sich die Frage, warum nicht? Schließlich sind die hier zusammengetragenen Informationen öffentlich zugänglich und innerhalb weniger Stunden recherchierbar.
Das was uns jüngst auf taz.de und zuvor in unzähligen Publikationen und Statements immer wieder als der Wunsch nach „kritischer Debatte“ vorgetragen wurde, scheint in Wirklichkeit zu einer Medienstrategie zu gehören, die zielgerichtet antimuslimische Ressentiments schüren will und auf islamfeindliche politische Maßnahmen und Gesetzgebungsverfahren abzielt. Genau vor diesem Hintergrund sind die obigen inhaltlichen Ausführungen des MFD-Sprechers Mansour zu würdigen.
Mit diesem Wissen ist auch die Frage zu stellen, ob die Unterstützung des MFD durch die Konrad Adenauer Stiftung (KAS) entgegen oder in Kenntnis der organisatorischen Verbindungen des MFD-Sprechers erfolgte?
In der Öffentlichkeit wurde diese Unterstützung als rein „logistische“ Begleitung kommentiert. Die MFD-Mitglieder haben wiederholt bekundet, sich auf eigene Initiative und unabhängig von politischer Leitung zu treffen. Gleichzeit haben sie erst kürzlich ein Bild ihrer aktuellen Arbeitssitzung in den Sozialen Medien gepostet. Es zeigt die Mitglieder des MFD bei einem Gruppenfoto. Bei genauerem Blick erkennt man im Hintergrund ein Plakat der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Bei noch genauerem Blick drängt sich die Vermutung auf, dass die Arbeitssitzung und damit das Foto in den Räumlichkeiten der Berliner Zentrale der BpB entstanden ist.
Das MFD wird also allem Anschein nach nun nicht mehr von der KAS, sondern von der BpB und damit dem Bundesministerium des Inneren (BMI) unterstützt. Auch hier stellt sich die Frage, ob die Unterstützung trotz oder gerade wegen der antimuslimischen Verflechtungen des MFD-Sprechers erfolgt?
Und wann wird es hier in Deutschland eine universitäre Untersuchung zu der Frage geben, in welcher organisatorischen Verflechtung und in welchem Netzwerk der „islamkritische Diskurs“ tatsächlich geführt wird?
Eines wird in diesem komplexen Beziehungsgeflecht immer deutlicher: Es geht nicht um die Abgrenzung von liberal zu konservativ oder von kritisch zu traditionell oder von vermeintlich reaktionären Religionsgemeinschaften zu ach so humanistischen Einzelpersonen.
Es geht schlicht und ergreifend um nichts Geringeres als die fundamentale Grenzziehung zwischen gleichen freiheitlichen Bürgerrechten für Muslime und ihren Organisationen oder eine ideologisch aufgepumpte antimuslimische Agitation im Tarngewand des „kritischen Diskurses“.
Zum Kuscheln ist einem da wirklich nicht mehr zumute.