Monthly archives of “Oktober 2020

Das hat was mit uns Muslimen zu tun

Nach dem grausamen Mordanschlag in Frankreich ist es still geblieben in der muslimischen Verbandslandschaft in Deutschland. Gab es irgendeinen muslimischen Dachverband, der sich öffentlich in einer Stellungnahme oder Pressemitteilung zu Wort gemeldet hat? 

Auf Bundesebene waren keine solchen Veröffentlichungen wahrzunehmen. Der Ditib Landesverband Hessen war wahrscheinlich einer der wenigen muslimischen Verbände, der sich die Mühe zu einer öffentlichen Positionierung gemacht hat. Im Bundesverband der Ditib in Köln hat man das wohl als ausreichendes Maß der öffentlichen Stellungnahme erachtet.   

Außer spärlichen Tweets oder Facebook Postings war nichts zu lesen oder zu hören. Selbst das Wenige, das zu beobachten war, folgte einer Dramaturgie, die mittlerweile zunehmend als eingeübte, ritualisierte Betroffenheitsfolklore wirkt. Fast schon genervt klangen diese Erklärungen. Man habe doch all die Jahre jetzt immer und immer wieder erklärt, dass solche Taten nichts mit dem Islam zu tun haben und man sie natürlich verurteilt. Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt usw., usw. 

Das Karussell der Kulturvereine

Am 18.10.2020 veröffentlich die der IGMG zurechenbare „Islamiq“-Onlineredaktion einen Gastbeitrag des Dr. Ahmet Inam mit dem Titel „Das Projekt „deutscher Islam“.

Im Kurzportrait des Gastautors heißt es: „Ahmet Inam (Dr. phil.), 1976 geb. in Herne, hat an der Ruhr-Universität Bochum Islamwissenschaften/Orientalistik und Religionswissenschaften studiert. Nach seinem Masterstudium in Islamwissenschaften promovierte er 2015 an der Frankfurter Goethe-Universität am „Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam“ mit dem Titel „Die theologischen, juristischen und sozialen Dimensionen der Sünde im Koran“. Seit 2017 leitet er bei der DITIB-ZSU die Abteilung „Übersetzung, Lektorat und Edition“.“

Bereits zuvor habe ich mich auf diesem Blog mit den ganz besonderen Ansichten des Dr. Inam befasst. Weniger aufgrund ihrer gedanklichen Substanz als vielmehr wegen der interessanten Einblicke, welche diese Texte in die Gedankenwelt jener Figuren ermöglichen, die mit ihren seltenen öffentlichen Ausbrüchen aus der Front des kollektiven Schweigens der muslimischen Verbände uns eine Ahnung darüber verschaffen, was die dortigen Motive und Grundsätze im Kern ausmacht.

Diese spärlichen Offenlegungen des gedanklichen Selbst der muslimischen Verbände ist wichtig, um die Grundlagen ihres Handelns oder Nicht-Handelns zu verstehen und einschätzen zu können, ob und wie eine gemeinsame Zukunft des öffentlichen muslimischen Engagements in Deutschland möglich sein kann.